DFG-Förderung im Emmy Noether-Programm eingeworben

Dr. Guido Kirsten untersucht "Filmische Diskurse des Mangels"

Zum Wintersemester 2018/19 verstärkt Dr. Guido Kirsten als Emmy Noether-Nachwuchsgruppenleiter das Team der Filmuniversität. Sein Forschungsvorhaben zur Darstellung von Prekarität und Exklusion im europäischen Spiel- und Dokumentarfilm ist das erste aus dem film- und medienwissenschaftlichen Bereich und eines der wenigen geisteswissenschaftlichen Projekte, das aus dem Emmy-Noether-Programm der DFG für besonders qualifizierte Nachwuchswissenschaftler*innen gefördert wird.

Wie wird Armut dargestellt, wie werden Geschichten über prekäre und ausgegrenzte Menschen erzählt und mit welchen Implikationen? Handelt es sich um individuelle Schicksalsschläge oder um politische und ökonomische Zusammenhänge, die filmisch aufbereitet werden? Wie gelingt es Filmen, die Kontexte in den Blick zu bekommen? Was können wir durch die Filme über die Gesellschaft, in der wir leben, lernen? Wie nah erlauben uns die Filme, den Menschen oder den Figuren zu kommen? Anhand von Beispielen des europäischen Spiel- und Dokumentarfilms (inkl. neuerer ‚postkinematografischer’ und webbasierter Formate) der letzten 25 Jahre wird Dr. Kirsten mit seinem Team die Diskursivierungen jener Phänomene in den Blick nehmen, die in Europa zum Alltag gehören und für die soziostrukturelle Ursachen angenommen werden: prekäre Lebens- und Beschäftigungsverhältnisse, Erwerbs- und Obdachlosigkeit, Kinder- und Altersarmut, genderspezifische Probleme, Probleme von (illegalisierten) Migrant*innen und Flüchtlingen. Dabei geht es ihm nicht vorrangig um einen Abgleich mit der vermeintlich referenzierten Wirklichkeit, sondern um die spezifischen Modalitäten der filmischen Diskurse, also die kinematografischen Darstellungsverfahren und ihre möglichen Effekte.

Guido Kirsten vertrat im SoSe 2018 eine Professur für Filmwissenschaft am Institut für Film-, Theater- und empirische Kulturwissenschaft der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Davor forschte und lehrte er am Institut für Medienwissenschaft der Universität Stockholm. 2009–13 war er Mitarbeiter im NCCR Mediality der Universität Zürich, wo er 2012 mit einer Arbeit zum Realismus im Film promovierte; 2007–09 war er Mitarbeiter im Forschungsprojekt «Zurück zur Leinwand» an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Wir heißen ihn an der Filmuniversität herzlich Willkommen und wünschen ihm viel Erfolg.

Weitere Informationen zu dem Forschungsvorhaben gibt es auf der Hompage der DFG oder im Gespräch mit Dr. Guido Kirsten hier.