„Nie habe ich mich wohler gefühlt als bei der Arbeit mit ihm“, so aus dem Nachruf von Filmuni-Honorarprofessor Volker Schlöndorff in der Welt HIER
Regie-Professor Andreas Kleinert erinnert sich an "die große Kunst von Wolfgang, das Wesentliche zu ergründen und das banale Detail zu finden, um Charaktere zu beschreiben" in der Welt HIER
Mit seinen Büchern hat Wolfgang Kohlhaase (geboren am 13.3.1931) das Kino über sieben Jahrzehnte geprägt, vom DEFA-Film der 1950er Jahre, bis zum Kino nach der Wende und in den 2010er Jahren. Die Dialoge, die er für seine Figuren schuf, haben auf unvergleichliche Weise tiefe soziale Kenntnis, Menschenfreundlichkeit und Berliner Humor vereint.
Mit gerade neunzehn Jahren beginnt Wolfgang Kohlhaase 1950 im DEFA-Studio für Spielfilme, zunächst als Dramaturgie-Assistent. Bereits 1953 wird mit dem Jugendfilm STÖRENFRIEDE sein erstes Drehbuch verfilmt. Bald verbinden ihn enge Arbeitsbeziehungen und Freundschaften mit den Regisseuren Gerhard Klein, Konrad Wolf und Frank Beyer. Mit Gerhard Klein entstehen die Berlin-Filme EINE BERINER ROMANZE (DDR 1956), BERLIN - ECKE SCHÖNHAUSER (DDR 1957), BERLIN UM DIE ECKE (DDR 1965). Aber auch DER FALL GLEIWITZ (DDR 1961) als Auseinandersetzung mit dem deutschen Nationalsozialismus, die in Filmen mit Konrad Wolf und Frank Beyer fortgesetzt wird: ICH WAR NEUNZEHN (DDR 1968), MAMA ICH LEBE (DDR 1976), DER AUFENTHALT (DDR 1983). Seine Künstlerporträts in der Regie Konrad Wolfs DER NACKTE MANN AUF DEM SPORTPLATZ (1974) und SOLO SUNNY (1980) gehören zu den künstlerisch wichtigsten Filmen der DEFA; die von Renate Krößner gespielte Sunny wird zu der Identifikationsfigur junger Frauen Anfang der 1980er Jahre in der DDR. Nach 1990 setzt er seine Karriere ebenso erfolgreich fort. Er schreibt Drehbücher zu zeithistorischen Themen – für Volker Schlöndorffs DIE STILLE NACH DEM SCHUSS (D 2000), für Andreas Dresens ALS WIR TRÄUMTEN (D 2015, auf Grundlage des Romans von Clemens Meyer), für Matti Geschonnecks IN ZEITEN DES ABNEHMENDEN LICHTS (D 2017). 2020 realisiert Vadim Perelman PERSISCHSTUNDEN basierend auf der Erzählung „Erfindung einer Sprache“ von Wolfgang Kohlhaase.
Die Sätze, die Wolfgang Kohlhaase schrieb, klingen weiter in unseren Ohren und Herzen.
Zitate aus Filmen, für die Wolfgang Kolhaase das Drehbuch verfasst hat:
„Was ist besser, wenn ich gut arbeite und bin politisch nicht so weit, oder ich bin politisch 'ne Kanone und arbeite wie 'ne Ratte?“ BERLIN UM DIE ECKE
„Achtung! Achtung! Deutsche, Soldaten, Offiziere! Warum verlängert Ihr den Krieg? Hitler ist tot!“ ICH WAR NEUNZEHN
„Jede Sache hat etwas, was man gleich sieht und was man nicht gleich sieht, aber es muss erstmal da stehen und Licht drauf scheinen.“ DER NACKTE MANN AUF DEM SPORTPLATZ
„Ist ohne Frühstück…ist auch ohne Diskussion.“ SOLO SUNNY
„So ist das Leben, aber wirklich…“ SOMMER VORM BALKON
Das Filmmuseum Potsdam zeigt am 4.11.2022, 17:00 Uhr BERLIN - ECKE SCHÖNHAUSER (DDR 1957).
Wir trauern mit den Angehörigen um Wolfgang Kohlhaase.