Gegenwärtig zielt eine wachsende Zahl von Kinofilmen, Webvideos und Fernsehsendungen auf „Impact“, also auf soziale Wirkungen: Sie sollen beispielsweise Umweltbewusstsein fördern, Diskriminierung verhindern, Menschenrechte schützen, Wahlen beeinflussen oder destruktive Gewohnheiten ändern. Die Bandbreite solcher Impact-Produktionen reicht vom Videoaktivismus über sogenannte strategic impact documentaries bis zu Kinderserien oder Hollywood-Blockbustern (Jenkins: „Avatar activism“). Produktionsfirmen wie Participant Media oder Berufe wie „Impact Producer*in“ spezialisieren sich darauf und manche Fernsehsender oder Filmförderer fordern Angaben zum erwarteten Impact einer geplanten Produktion. Medienschaffende und Wissenschaftler*innen diskutieren diverse Impact-Strategien, etwa unterhaltsame Bildung für große Publika, Kampagnen für kleinere Zielgruppen, Involvierung einflussreicher Einzelpersonen, Kooperation mit NGOs oder partizipative Produktion mit gesellschaftlich Benachteiligten. Leitfäden geben Hinweise zur Gestaltung, Produktion und Verbreitung von Werken mit Impact, und Studien belegen, dass solche Werke tatsächlich wirksam sind. Zugleich entwickeln sich heftige Kontroversen über das Impact-Konzept und die Eignung bestimmter Strategien. Denn Filme, die auf soziale Veränderung abzielen, stoßen zum einen auf psychische Hindernisse, die sie in der medialen Aufmerksamkeitsökonomie benachteiligen, und zum anderen auf ethische und ästhetische Herausforderungen.
Zentrale Ziele des Seminars bestehen zum einen darin, einen Überblick über das Feld audiovisueller Impact-Produktionen zu gewinnen, zum anderen darin, dieses Feld in seinen Formen, Dimensionen, Strategien und Problemen weiter zu erforschen. Die Teilnehmer*innen erlernen die Grundlagen selbständiger Forschungsarbeit, indem sie in Kleingruppen eigene qualitative Forschungsprojekte konzipieren. Dabei sind verschiedene Methoden möglich (z.B. aus dem Bereich der Film- und Diskursanalyse oder der Production Studies). Praxisbezüge oder -kooperationen sind willkommen.
Dozent*innen:
Prof. Dr. Jens Eder
Zeitraum:
WiSe 2021/22