"KlassiXS – die großen Dramen in jungen Kurzfilmen". Eine Kooperation von 3sat und der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF

Archaische Geschichten und ihre Archetypen filmisch in die Gegenwart zu übersetzen und weiter zu erzählen, ist die Idee einer neuen Kooperation zwischen 3sat und der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF. Unter dem Thema „Frauen/-bilder in der dramatischen Weltliteratur“ wurden in diesem Jahr erstmals Studierende der Filmuni dazu aufgerufen, Konzepte für Kurzspielfilme zu entwickeln, die bedeutende dramatische Werke und ihre Figuren neu interpretieren und filmisch fortentwickeln. Gesucht wurden innovative und intensive Filmideen, die Frauenfiguren oder das Leben von Dramatikerinnen in einer Sendelänge von 30 Minuten umsetzen.

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Drei der Konzepte wurden nun von einer Jury aus Vertretern und Vertreterinnen der 3sat-Koordination, der ZDF-Redaktion Musik und Theater und Lehrenden der Filmuniversität zur Umsetzung empfohlen:

"Rebellen im Schnee" (Arbeitstitel) versetzt den Konflikt der Amazone Penthesilea, die sich mit ihrer Liebe zu Achilles den gesellschaftlichen Normen widersetzt, ihn aber schließlich tötet, in die heutige Lebenswelt einer Transgender-Frau.
Maximilian Villwock und Isabella O. P. Kröger erzählen die Geschichte der jungen Penthesilea, die in einer Gruppe von Außenseitern lebt. Als sie sich in den Franzosen Latif verliebt, setzt sie die Geborgenheit ihrer Ersatzfamilie aufs Spiel, um mit ihm zusammen zu sein. Doch plötzlich steht sie den Diskriminierungen der Gesellschaft alleine gegenüber, denn Latif scheint sie verraten zu haben.
"La mère du monstre" (Arbeitstitel) stellt die frühe Kindheit des französischen Dramatikers Jean Paul Sartres im Hause der Großeltern, seine familiäre Situation und vor allem die Persönlichkeit seiner Mutter in den Mittelpunkt des Films.
Regisseur Sebastian Lang und Drehbuchautorin Hanna Rode geben in ihrem Film einen Einblick in die Kindheit des französischen Dramatikers, dem seine alleinerziehende Mutter Mädchenkleider anzuziehen pflegte. Sartre hat den für ihn durchaus schambesetzten und nachhaltig verstörenden Vorgang später in mehreren literarischen Werken verarbeitet. Er nennt es die Verwandlung in ein "Monstrum".

"Phaedra" (Arbeitstitel) transportiert die traumatischen Erlebnisse der schönen Phaedra und ihre verhängnisvolle Beziehung zu ihrem Gatten Theseus und dem Stiefsohn in die heutige Zeit.
Regisseur Szava Lakos und Drehbuchautor Jakub Paczkowski erzählen eine sehr freie Adaption der Geschichte und verlegen die Handlung in die Welt der Reichen und Mächtigen. Es geht um den schönen Schein: mit aller Kraft soll die perfekte Fassade aufrechterhalten werden. Hinter den Kulissen spielt sich das Grauen ab: Gewalt, Inzest und Aussichtslosigkeit.

Die Kurzfilme werden bis Mitte 2018 im Rahmen des Studiums umgesetzt und als Abschlüsse bzw. Leistungsnachweise der Studierenden anerkannt. Im Herbst 2018 sind die Kurzfilme dann im Programm von 3sat unter dem Titel "KlassiXS – die großen Dramen in jungen Kurzfilmen" zu sehen.

Das Kooperationsprojekt ist zunächst auf zwei Jahre angelegt. Die Auseinandersetzung mit den klassischen Dramen dient dabei als Ausgangspunkt. Thema und Termine für die nächste Ausschreibung sind noch nicht benannt. Die Ergebnisse sollen 2019 im 3sat-Programm ausgestrahlt werden.