Alumni-News

DAFF-Preise 2019

Dietrich Brüggemann hat einen gewonnen. Alive Agneskirchner, Jakub Bejnarowicz und Jamin Benazzouz waren nominiert.

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19.11.2019 - Zum 7. Mal vergab die Deutsche Akademie für Fernsehen am Samstag ihren unabhängigen Branchenpreis. Er ist herausragenden Einzelleistungen im deutschen Fernsehen gewidmet und wurde in 21 Kategorien verliehen.

Der DAFF Preis für Dokumentarfilm ging an die Regisseurin Regina Schilling und den Produzenten Thomas Kufus für  "Kulenkampffs Schuhe" (D 2018).
"Regina Schilling gelingt mit ihrem subjektiven, dokumentarischen Essay ein außergewöhnlich origineller Film. (…) Regina Schillings raffinierte Montage aus Archivmaterial, Interviews, Super-8-Filmen und Fotos entblättert mit Humor und kluger Dramaturgie die Funktion dieses nationalen Samstagabendrituals vor den Fernsehern: Die kollektive Verdrängung und Verleugnung der grausamen Kriegs- und Nazizeit. (…) 'Kulenkampffs Schuhe' ist eine faszinierende Reise in die deutsche Mentalität nach dem Krieg."
Unser Alumnus Jamin Benazzouz (Montage 2017), der den Film montierte, war in der Kategorie Filmschnitt nominiert. "Es kommt einem so vor, als ob diese Dokumentation gar nicht aus vielen Einzelteilen geschnitten, sondern gewissermaßen aus einem Guss gewachsen ist – ebenso eloquent, wie auch die Erzählstimme des Voice-overs. Ein größeres Lob kann es für die Montage eines Films kaum geben."

Unser Alumnus Dietrich Brüggemann (Regie 2006) erhielt für den Tatort " Murot und das Murmeltier" (D 2019), bei dem er auch Regie führte und für den er den Murmeltiermarsch schrieb (Hörprobe) den DAFF Preis Drehbuch. Mit von der Partie waren wieder Kameramann Alexander Sass (Kamera 2006) und Monika Anna Wojtyllo (Regie 2008) als Polizistin Sabine Schreiner.
"Dietrich Brüggemann gelingt in diesem sehr ungewöhnlichen Tatort eine Großtat. Endlich wird die Standard-Botschaft der Reihe 'Verbrechen lohnt sich nicht' einmal erweitert und durchbrochen. (…) Brüggemann hat das Thema eines weltbekannten Kinofilms unterhaltsam, komisch und tiefgründig neu interpretiert; es gelingt ihm, einem ganz alten Hut neue Federn zu verpassen – und am Ende auch noch eine mehr als befriedigende Auflösung zu entwickeln."

Gleich zwei Preise gab es für "Alles Isy" (D 2018, Regie: Mark Monheim und Max Eipp): Den DAFF Preis für Produktion bekamen Eva Kemme, Tobias Siebert, Florian Deyle und Philip Schulz-Deyle, denen "es gelungen [ist], ohne unzulässige Vereinfachungen und beruhigende Lösungen ein kompliziertes und vielschichtiges aktuelles Thema spannend zu erzählen. Dabei sind sie der Lebenssituation von jungen Erwachsenen bzw. von Jugendlichen zum Ende ihrer Schulzeit sehr nahe gekommen – und auch deren enorm herausgeforderten Eltern."
Den DAFF Preis Schauspieler Nebenrolle konnte Hans Löw für seine Rolle als Richard mit nach Hause nehmen. "Es war nur schwer zu ertragen, die komplexe Figur dieses Vaters, gespielt von Hans Löw, als Nebenrolle zu betrachten – durchlebt die Figur des Richard doch einen so großen Entwicklungsbogen, wie ihn manche Hauptrolle nicht erleben darf. (…) Hans Löw spielt den Versuch dieses Menschen, die Kontrolle über sein Leben zu behalten, eindrucksvoll und das strategisch Berechnende der Figur berührend."
Mit Filmtonmeister Johannes Hampel (Ton 2013), Production Manager Maxim Juretzka (Produktion 2009), Production Assistant Javelle Bauersfeld (Produktion 2011) und den verantwortlichen RBB-Redakteurinnen Cooky Ziesche (Dramaturgie 1984) und Verena Veihl (AV-Medienwissenschaft 2001) war wieder viel 'Babelsberg' im Team.

Viktor Muller und Vít Komrzý überzeugten die Akademiemitglieder beim DAFF Preis für VFX mit "Das Boot" (D, CZ 2018, Regie: Andreas Prochaska). Ihnen "gelingt es, die klaustrophobische Enge im Bauch der U96 (…) spürbar werden zu lassen. Es ist ein visuell beeindruckendes Bombardement des U-Boots von am Computer generierten Kampfflugzeugen, Kriegsschiffen und weiterer digitaler Gefahren."
Filmkomponist Matthias Weber gehörte in der Kategorie Musik zu den Nominierten. "Die Grenzen zwischen Musik und Sound-Design sind dabei manchmal fließend, die Tonsprache aber immer klar definiert. MATTHIAS WEBERS Score spielt sich nicht in den Vordergrund, seine Wirkung entsteht oft im Hintergrund und ist damit dramaturgisch höchst wirkungsvoll. So unterstützt die Musik wesentlich die Sogwirkung dieser beeindruckenden Produktion."
Unser Alumnus Rick Okon (Schauspiel 2015) spielt mit Klaus Hoffmann eine Haupt- und Alexander Finkenwirth als Hummel eine Nebenrollrolle.

Unser Alumnus, der Kameramann Jakub Bejnarowicz (Kamera 2009) wurde für "Parfum" (D 2018, Regie: Philipp Kadelbach) in der Kategorie Bildgestaltung nominiert. Er hat "ein in sich geschlossenes, rundum perfektes filmisches Kunstwerk erschaffen. Einen Diamanten, nicht roh, sondern sorgfältig geschliffen. Bei allen sechs Folgen kann man den unbedingten Gestaltungswillen und die Fähigkeit, präzise zu visualisieren, fühlen und sehen. In jeder Szene ist eine visuelle Überraschung versteckt, die das Anschauen dieser Serie zu einem Hochgenuss macht. Präzise durchdachte und komponierte Einstellungen, Schwenks und Kamerabewegungen, die sich dabei nie in den Vordergrund drängen, sondern immer die Geschichte unterstützen, werden abgerundet von dem Umstand, dass sie in ebenso sorgfältig ausgewählten und ausgestatteten Sets erstellt wurden. Perfekter Umgang mit Spiegelungen, Licht und Schatten, harten Kontrasten im richtigen Moment und ein ungewöhnlich mutiges Grading machen Lust auf mehr."
Teamkollegin Cora Pratz schaffte es unter die Nominierten des DAFF Preises Szenenbild. "Die Sets von Cora Pratz sind zutiefst beklemmend und beeindruckend zugleich, die Farben und Kontraste sorgsam ausgewählt. Andere ausdrucksstarke Serien waren aus Sicht der Nominierungskommission eine starke Konkurrenz und ließ uns die Entscheidung nicht leicht fällen. – Doch die künstlerische Arbeit hat uns überzeugt."

Unsere Alumna, die Regisseurin Alice Agneskirchner (Regie 1998) und der Produzent Gunter Hanfgarn erwiesen sich mit "Wie Holocaust ins Fernsehen kam" (D 2019) in der Kategorie Fernseh-Journalismus preiswürdig. "Das journalistische Verdienst der Autorin und Produzentin Alice Agneskirchner liegt in der sensiblen und zielstrebigen Arbeit mit den Zeitzeugen und Beteiligten dieser Holocaust-Serie. Die hochbrisante Wirkung der hier nominierten Produktion liegt allerdings im Ungesagten: Wie steht es denn mit der kollektiven Aufarbeitung dieses dunkelsten Kapitels deutscher Geschichte im Jahr 2019?"

Angela Tippel war in der Kategorie Filmschnitt für "Aufstand der Matrosen" (D 2018) nominiert, zu dem Filmuni-Professor und Alumnus Jens Becker (Regie 1991) das Buch schrieb und Regie führte. "Durch die mit Bedacht und manchmal fast unmerklichen gesetzten Schnitte zwischen Schwarz-Weiß und Spielmaterial, sowie der Einbettung historischer Postkarten und Fotos, schafft es Angela Tippel, die unterschiedlichsten Filmelemente homogen zu verbinden. Die ausgewählten und hervorragend gesetzten Interviewparts runden dieses Werk ab und schlagen die Brücke zwischen der Vergangenheit und Gegenwart. Unterhaltung und Wissensvermittlung werden durch Angela Tippelts kluge Montage ungewöhnlich stimmig zusammengeführt. Eine sehr gelungene Arbeit!"
Hinter der Interview-Kamera stand u.a. Yoliswa von Dallwitz (Kamera 2005). Um den Filmton kümmerte sich Henrik Cordes (Ton 2007). Alexander Finkenwirth (Schauspiel 2013) war als August Hartung in einer Hauptrolle und Nadine Boske (Schauspiel 2012) als Dienstmädchen Friederike zu sehen.

In der Kategorie Maskenbild kam Christina Wagner mit der 2. Staffel "Dark" (USA 2017) in die engere Auswahl. Ihr Maskenbild "schafft es, den Zeitgeist einer jeden erzählten Epoche zu treffen und trotz der unterschiedlichen Ebenen ein stimmiges Gesamtkonzept sichtbar zu machen. (…) Eine besondere Leistung – sowohl konzeptionell als auch handwerklich."
Stunt Coordinator Oliver Juhrs schaffte es unter die Nominierten in der Kategorie Stunt. "Gewaltszenen im Film, das sind fast immer Stunt-Szenen – in der zweiten Staffel von „Dark“ vor allem sehr brutale, archaische Morde. Es wird mit einfachen Mitteln getötet, ein Mann greift eine Axt und schlägt sie mit einem Hieb einem anderen seitlich in den Hals, Männer werden gehängt. Das Einfache ist oft das Schwierigste, sagen die Kollegen der Nominierungskommission Stunt. (…) Stunt Coordinator Oliver Juhrs hat ausgezeichnete kreative Lösungen gefunden."
Das Production Design der Netflix-Serie entwarf Filmuni-Professor und Alumnus Udo Kramer (Szenografie 2005). Sein Kommilitone mit Peter Benedict (Regie 1999) spielte den Aleksander Tiedemann.

Filmuni-Dozentin Ruth Olshan schrieb gemeinsam mit Heike Fink und Andrea Stoll das Drehbuch zu "Aufbruch in die Freiheit" (D 2018), dem großen Sieger des Abends. Das Drama über den Kampf um die Abschaffung des Abtreibungs-Paragraphen 218 erhielt gleich vier Auszeichnungen bei insgesamt fünf Nominierungen. Preise gab's für die Szenen- und Maskenbildnerinnen, für Regisseurin Isabel Kleefeld und für Anna Schudt als beste Schauspielerin in einer Hauptrolle.

Die Deutsche Akademie für Fernsehen e.V. (DAFF) wurde 2010 von Fernsehschaffenden der verschiedenen Produktionsbereiche gegründet. Seit 2013 verleiht der Verein jährlich seine Auszeichnung für Leistungen in allen Gewerken. Dafür kann jede Sektion der Akademie einen Preis in ihrem Metier nominieren, die Sektion Schauspiel sogar in vier Kategorien. Über die Gewinnerinnen und Gewinner entscheiden dann alle ca. 800 Akademiemitglieder.

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