Die "Herr der Ringe"-Trilogie - Attraktion und Faszination eines populärkulturellen Phänomens

Der Studiengang Medienwissenschaft war unter Leitung von Professor Dr. Lothar Mikos als deutscher Partner an einer internationalen Studie zur „Herr der Ringe“-Trilogie, einer der erfolgreichsten Hollywood-Produktion aller Zeiten überhaupt, beteiligt, die diesen Oscar gekrönten Blockbuster erstmals umfassend medien- und kommunikationswissenschaftlich analysiert und seine vielschichtige Bedeutung für das Publikum dargestellt hat.

Projektbeginn:
2004

Die Filme der „Herr der Ringe“-Trilogie des neuseeländischen Regisseurs Peter Jackson haben in mehrfacher Hinsicht Film- und Kulturgeschichte geschrieben. Erstmals wurde eine Trilogie am Stück gedreht, dann aber in drei aufeinander folgenden Jahren weltweit in die Kinos gebracht. Das Marketing-Budget betrug mit 145 Millionen US-Dollar (USD) etwa die Hälfte der Produktionskosten von insgesamt 281 Millionen USD. Die drei Filme spielten weltweit 2,916 Milliarden USD ein. Sie starteten in mehr als 50 Ländern innerhalb eines Zeitraums von nur drei bis vier Monaten – in der westlichen Welt nahezu zeitgleich – und haben in jedem Land ein riesengroßes Publikum begeistert. Die „Herr der Ringe“-Trilogie hat unzweifelhaft neue Maßstäbe für die Produktion und Distribution, Rezeption und Nutzung von Blockbustern gesetzt. Die einzelnen Teile der Trilogie können jedoch nicht einfach als Kinofilme herkömmlicher Prägung gesehen werden, sondern folgen im Rahmen des Blockbuster-Formats einer relativ neuen Strategie, die sie als konvergente Medienprodukte einführt. Die Reichweite eines klassischen Films soll ausgeweitet werden, indem Inhalt und spezifische Ästhetik in verschiedenen medialen Ausprägungen über verschiedene mediale Plattformen verbreitet werden, um so ein möglichst großes Publikum zu erreichen: Dazu gehören Websites, Internet-Foren, Merchandising-Artikel sowie mehrere Video- und Computerspiele. Das hat Auswirkungen auf die Rezeption und Nutzung, da sich die verschiedenen medialen Ausprägungen wechselseitig beeinflussen. Um dem komplexen Medien-phänomen „Der Herr der Ringe“ auch in einer gründlichen wissenschaftlichen Betrachtung gerecht zu werden, reicht daher eine reine Filmanalyse ebenso wenig aus wie eine klassische Rezeptionsstudie oder ein Vergleich der filmischen Adaption mit der literarischen Vorlage. All diese Einzelanalysen können lediglich einen Teil zur Erklärung des Phänomens „Der Herr der Ringe“ beitragen. Von entscheidender Bedeutung ist der Umgang des Publikums mit diesem konvergenten Medienprodukt im Kontext der Diskurse und der sozio-kulturellen Praxis. Nur so können transmediale Erzählungen und konvergente Medienprodukte noch angemessen auf ihre gesellschaftliche Bedeutung hin untersucht werden. Haben die Besucher vorab die Bücher gelesen? Kennen sie frühere Verfilmungen? Welchen Einfluss haben die Marketingaktivitäten, der Filmverleiher oder die öffentliche Diskussion um die Filme? Warum ist die Trilogie ausgerechnet zu Beginn des 21. Jahrhunderts wieder populär, welche sozio-kulturellen Strukturen bedingen den Erfolg? Unter anderen waren diese Fragen Grundlage einer auf mehreren Ebenen angelegten Rezeptionsuntersuchung in Deutschland. KinobesucherInnen und Fans kamen zu Wort und berichteten von der Faszination, die von diesen Filmen und den ihnen zugrunde liegenden Büchern ausgeht. Zeitgleich zu diesem Babelsberger Projekt wurde an der University of Aberystwyth eine in mehr als 15 Ländern mit etwa 20.000 befragten   KinogängerInnen durchgeführte Studie zur Rezeption des dritten Teils der Trilogie, „Die Rückkehr des Königs“, koordiniert. Insgesamt handelt es sich um die weltweit größte Rezeptionsstudie, die jemals durchgeführt wurde. Die Ergebnisse der Studie sowie eine Zusammenfassung der internationalen Ergebnisse fanden Eingang in eine Publikation.