PERSPEKTIVWECHSEL als STRATEGIEN DER EINSICHT

Anlässlich des 75. Jahrestages der Befreiung der Häftlinge des KZ Sachsenhausen wurde in partizipativen Prozessen retro- und prospektiver Erinnerungskultur künstlerische Methoden und ästhetische Strategien audiovisuellen Erzählens im Kontext künstlerischer Forschung entworfen.

Projektbeginn:
2019
Projektabschluss:
2021
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Eine Gruppe von Studierenden und Lehrenden der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF beteiligten sich 2019-2021 an dem Prozess und wirkten aktiv an zwei filmischen Interventionen mit: der Site-specific Installation Übergänge. Schwelle zur Hölle und dem Hörstück Tödliches Terrain. Eine Akustische Erzählung für die Zukunft des Erinnerns.

Übergänge. Schwelle zur Hölle

Mit einer site-specific künstlerischen Arbeit vor Ort direkt am Eingangstor zum Konzentrationslager Sachsenhausen wird der Versuch unternommen, audiovisuell neue Perspektiven und Wahrnehmungsweisen auf den NS-Terror zu ermöglichen. 

Die Installation verändert die Eingangssituation so, dass „Turm A“ als allgemeine Metapher für Übergangs- und Überschreitungsmomente gelesen werden kann. An die politischen, sozialen und ökonomischen Implikationen dieser Schwellensituation kann ebenso gedacht werden, wie durch die Kontextualisierung der Liedtexte würdevoll an die Opfer des Terrors in diesem Moment erinnert wird.

Die von ehemaligen Häftlingen als Überlebensstrategie im Alltag des Lagers geschriebene Musik wurde von Studierenden des Studiengangs Filmmusik der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF musikalisch reflektiert und neukomponiert.

Die Installation war vom 15.4.-18.4.2021 zu sehen und hören. Ein 8 minütigen Auszug der filmischen Übersetzung (Gesamtlänge: 40 min) ist HIER zu sehen. 

Mitwirkende Übergänge. Schwelle zur Hölle

  • Idee, künstlerische Umsetzung: Gusztáv Hámos, Medienkünstler
  • Musik-Komposition, Gesangsaufnahmen: Bertolt PohlJustin Robinson (Studiengang Filmmusik: Prof. Ulrich Reuter)
  • Sprecher*innen: Maria Nome Doyle, Laura Espinel, Mia Knop Jacobsen, Maarten Isaäk de Heer, Ariella Hirshfeld, Gusztáv Hámos, Thomas Israel, Grazyna Kania, Martin Kuchař, Lena Nowak, Miranda Pennell, Isabelle Redfern, Markus Stein
  • Sänger*in: Atalya Tirosh, Lucas Heller
  • Gesprochene Zitate und Texte: Ludwig Wittgenstein, Imre Kertész, Gusztáv Hámos
  • Übersetzung englischer Texte: Finbarr Morrin
  • Umsetzung: EIDOTECH GmbH: Tina Ayvasky - Planung, Simeon Cieslinski - Installation, Jan Bode - Ableton Programmierer
  • Kamera: Gusztáv Hámos, Sajad Bayeqra, Isidor Hámos
  • Filmische Übersetzung, Schnitt: Gusztáv Hámos, Katja Pratschke
  • Kuration und Creative Producing: Fee Altmann, Katja Pratschke
  • Administrative Betreuung: Markus Ohlhauser und Uta Rügner (Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten)
  • Danke an: Güley Alagöz, Guillaume Cailleau, Hanna Dosenko, Luisa Schulz-Januário, Ricardo Lisboa, Felix Lau, u.a.
  • Unterstützung: Concrete Narrative Society e.V. Berlin

Tödliches Terrain. Eine Akustische Erzählung für die Zukunft des Erinnerns

Anlässlich des 75. Jahrestages der Befreiung des KZ Sachsenhausen entstand ein 5-teiliges Hörstück unter Mitwirkung von Studierenden, Absolvent*innen, Lehrenden der Filmuniversität sowie Mitarbeiterinnen des Instituts für künstlerische Forschung. 

Mit den Mitteln des Akustischen Erzählens wird NS-Geschichte und Widerstand dagegen dargestellt, reflektiert und auf Heute bezogen. Geschichte ist darin der Gegenstand, das Erzählen selbst ein Experiment: Mit welchen künstlerischen Methoden gestalten wir „Erinnernde Gegenwart“, wie erreichen wir wen und welche ästhetischen Strategien erweitern unseren Begriff von „Erinnerungskultur“? Im aktuellen Erzählprozess geht es um das Lebendig-Halten der Vergangenheit für die Zukunft. Kreatives Erinnern soll gegen das Vergessen und gegen einen neuen Faschismus gesetzt werden.

Eine Gruppe von insgesamt 22 Medienschaffenden hat trotz Corona-Lockdown an der Realisierung des Erzählprojektes im Andenken an die Opfer und die Hinterbliebenen festgehalten: In einem einmaligen rein digitalen Workflow, in dem sich das Team niemals Live treffen konnte, wurde die erste Folge des Erzählprojektes realisiert. Eindrücklich steht die Gruppe der Akustischen Erzähler und Erzählerinnen dafür, was Solidarität - nicht nur im Zeitalter des Corona-Virus - leisten kann: Gemeinsam erzählen für die Zukunft des Erinnerns.

Hörstück in 5 Teilen:

Folge 1:  Red Moon Blues in White Tiles 

Folge 2:  Widerständige Lebensläufe 

Folge 3:  Die Geometrie des Terrors 

Folge 4:  Die Garantie der Kapitalproduktion

Folge 5:  Block 51. Glossolalie in der Baracke,

Mitwirkende Hörstück Tödliches Terrain

  • Sprecher*innen: Naomi Achternbusch, Alfred Behrens, Nadja Berlinghoff, Valentin Fruntke, Matthias Gärtner, Luzie Juckenburg, Lorenz Krieger, Anna Barbara Kurek, Anne Sofie Schietzold, Elina Schkolnik, Josephine Schumann
  • Akustisches Manuskript/ Group Authoring: Alfred Behrens, Naomi Achternbusch, Saskia Benter Ortega, Caroline Grau, Marlene Grau, Jessica Hölzl, Felix Römer
  • Dramaturgie: Heiko Martens
  • Text-Zitate: Alfred Braun und Lothar Erdmann/ Metropol Verlag; Imre Kertész/ Suhrkamp Verlag; Erich Kästner - Regula Venske/ PEN-Zentrum Deutschland; Peter Weiss/ Fluchtpunkt/ Suhrkamp Verlag; KZ Ravensbrück und Uckermark/ Wikipedia
  • Radio-Zitate Alfred Braun: Rundfunk Berlin-Brandenburg / Sender Freies Berlin
  • Original-Komposition "Red Moon Blues In White Tiles": Felix Römer
  • Ton & Technik: Janne von Busse
  • Realisation: Alfred Behrens, Janne von Busse, Felix Römer
  • Ausführender Produzent: a & b pictures – Alfred Behrens Filmproduktion

Projektleitung:

  • PERSPEKTIVWECHSEL wurde von Katja Pratschke (Medienkünstlerin, freie Kuratorin) und Fee Altmann (ehemals Geschäftsführerin des Instituts für künstlerische Forschung der Filmuniversität Babelsberg, jetzt Vorstand des freien !KF Berlin) kuratiert und umgesetzt.
  • Kooperationsanbahnung: Dr. Donata Haag, Leitung des Bereichs Forschung und Transfer der Filmuniversität und Dr. Astrid Ley, stellvertretende Leiterin der Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen.