Fabian Schmidt: Der Westerborkfilm im Kontext der Holocausterinnerung - Provenienz und Verwendung

Medienwissenschaftliche Untersuchung der filmischen Darstellung der Internierung und Deportation holländischer Juden im sogenannten "Judendurchgangslager Westerbork" (Holland) und deren Verwendung in anderen Filmen.

Projektbeginn:
2018
Projektabschluss:
2022
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Scan provided by Nederlands Instituut voor Beeld en Geluid, (c) public domain, shot in camp Westerbork 1944

 

    Gegenstand der Untersuchung ist der sogenannte Westerborkfilm, der 1944 im Auftrag des SS-Lagerkommandanten von Westerbork gedreht wurde und seit 2017 zum UNESCO Weltdokumentenerbe gehört. Die im Westborkfilm enthaltenen Aufnahmen des Deportationszugs vom 19.5.1944 zählen aufgrund ihrer Einzigartigkeit seit ihrer Verwendung in Alain Resnais’ Nuit et brouillard (Nacht und Nebel ,1956) zum festen Bestandteil der Ikonographie des Holocaust. 

    Die Untersuchung baut auf Überlegungen zur Entstehung von Gedächtnissen und Geschichtsbildern auf und ist im Grenzgebiet von Memory Studies, Historiographie und Medienwissenschaft angesiedelt. Der Status der Bilder legt einen, über das Repräsentationsverhältnis hinausgehenden, pragmatischen Zusammenhang von Film und Geschichte nahe, der in einer Verwendungskultur wirksam wird. Um dieses Verhältnis greifbar zu machen, sollen die Verwendungen hinsichtlich ihrer Aneignung, hinsichtlich ihres Bezugs zum historischen Ereignis und im Kontext der Masternarrative der Holocausterinnerung (wie z.B. Formen der Viktimisierung und Heroisierung) analysiert werden. Ziel der Untersuchung ist ein besseres Verständnis der Entstehung, Bedeutung und Wirkung audiovisueller Bildikonen und von Archivmaterial im Allgemeinen für die Entstehung und den Wandel von Geschichtsbildern und die Formierung kollektiver Gedächtnisse.

    • Projektleitung: Fabian Schmidt
    • Zu Person: Fabian Schmidt, geboren 1972 in Lübeck ist Diplom-Soziologie und MA Filmkulturerbe. Er ist derzeit Team-Mitglied des DFG Forschungs-Projekts "Bilder, die Folgen haben – Eine Archäologie ikonischen Filmmaterials aus der NS-Zeit" an der Filmuniversität Konrad Wolf. Seit Januar 2021 arbeitet er als wissenschaftlicher Mitarbeiter im HUJI Team des Horizon 2020 Projekts “Visual History of the Holocaust: Rethinking Curation in the Digital Age”. Als Tongestalter arbeitete Fabian Schmidt an mehr als 50 Kinofilmen und Filmkunst-Installationen. Zu seinen Arbeiten gehören das Sounddesign bei Spielfilmen wie "Toni Erdmann” (2016), “Victoria” (2015) und “Oh Boy” (2012), aber auch Kunstfilme wie “Manifesto” (2015) und “Deep Gold” (2014) von Julian Rosefeld oder “Alipato” (2016) und “Ruined Heart” (2014) von Khavn de la Cruz. Er ist Mitglied der deutschen und der europäischen Filmakademie und war 2021 zum vierten Mal für den Deutschen Filmpreis für beste Tongestaltung nominiert ("Enfant Terrible” von Oskar Röhler). 
    • Kontakt: Fabian Schmidt
    • Betreuer*innen Promotion: Prof. Chris Wahl, Tobias Ebrrecht-Hartmann
    • Wissenschaftliche Promotion im Studiengang: Medienwissenschaft