Werkstätten

Als Ergänzung zum theoretischen Unterricht des Kerncurriculums des Masterstudiengangs Regie werden in Zusammenarbeit mit anderen Abteilungen der Filmuniversität eine Reihe von regelmäßigen, praktischen Werkstätten angeboten.
In diesen Blockseminaren geht es um die Schärfung des individuellen künstlerischen Profils, aber auch um ehrlichen Erfahrungsaustausch, praktische Arbeit und den Aufbau eines dauerhaften Netzwerks mit Kommiliton*innen aus anderen Gewerken. Da die entstehenden Filme oder Arbeiten nicht mit dem Ziel einer externen Auswertung hergestellt werden, bieten die Workshops viel Raum zum freien Experimentieren und Lernen ohne Angst vor dem Scheitern.
Im Folgenden listen wir einige Beispiele auf:

Improwerkstatt (SPIELFILM)

Interdisziplinäre praktische Übung mit Cinematography und Schauspielstudieren

In der Improwerkstatt haben die Teams jeweils einen Drehtag Zeit, um eine Szene oder Sequenz zu entwickeln und zu drehen. Ausgangspunkt sind einfache Situationen für zwei oder drei Schauspielende, aus denen heraus eine Prämisse, Figuren, Backstory und visuelle Umsetzung entwickelt werden sollen.

Im Fokus der Übung steht die Improvisation, weshalb alle dazu angehalten sind, eine "einfache" Situation zu entwerfen und sich auf die Zusammenarbeit aller beteiligten Gewerke zu konzentrieren. Der technische Aufwand sollte in Anbetracht der Zeit und Möglichkeiten klein gehalten werden. Es wird in der Probebühne gearbeitet und gedreht. Ziel der Übung soll es sein, glaubhafte Figuren zu entwickeln.

Außerdem bietet die Improwerkstatt eine Möglichkeit neue Teamkonstellationen im Hinblick auf die Abschlussfilme auszuprobieren und ggf. während der Masterwerkstatt im Sommersemester zu vertiefen.

16 mm Werkstatt (DOK)

Betreuer*innen: Prof. Susanne Binninger, Prof. Susanne Schüle, Prof. Gesa Marten, Cosima Lange

In der interdisziplinären Master-Werkstatt mit den Studiengängen Cinematography, Film- und Fernsehproduktion, Montage und Regie entstehen dokumentarische Miniaturen in freier Form, gedreht auf 16 mm gedreht und digital montiert. Die Werkstatt bietet Raum für prozessorientierte Experimente und künstlerische Forschung; wir fordern ausdrücklich zu einer freien spielerischen Form auf und fördern die Grenzüberschreitung. Das Nonfiktionale als Gattung soll ausgelotet werden, bis an die Ränder und darüber hinaus. 

Doklabor: Immersive Documentaries (DOK)

Betreuer*innen:  Prof. Dr. Stockleben, Lena Thiele, Sönke Kirchhof, Christian Zipfel, Gayatri Parameswaran, Christian Möller, Evgeny Kalachikhin, Wojciech Olchowski

Der Kompaktkurs führt in die erzählerischen Möglichkeiten von 360° Film und Virtual Reality ein. Als case studies vorgestellt werden herausragende nonfiktionale 360°-Filme und VR-Produktionen, z.T. in Gesprächen mit den Autor*innen. Studierende erhalten eine Einführung in aktuelle  360°-Kameras von der Actioncam zur High-End Kamera, und erproben in Übungen die gestalterischen Möglichkeiten dieser Kameras in Kleingruppen. Es erfolgt eine gemeinsame Postproduktion ausgewählter Einstellungen in den Räumen des CX Studio. Am Ende sind die Studierenden in der Lage, das Potential des immersiven Erzählens für ihre eigene künstlerische Arbeit einzuschätzen und erste eigene Konzepte zu entwickeln.

Dokumentarische Montage (DOK)

Studiengänge: Regie, Montage

Betreuer*innen: Prof. Gesa Marten (Montage), Prof. Stephan Krumbiegel

Im Gegensatz zur Spielfilmmontage, die sich am Drehbuch orientiert und mit planvoll gedrehtem Material arbeitet, wird der Aufbau dokumentarischer Filme aufgrund des oft unvorhersehbar entstandenen Filmmaterials erst im Schneideraum entwickelt. Dramaturgische Überlegungen stehen deshalb bei der Montage solcher Filme an erster Stelle: Was ist eigentlich der Plot des Films? Wie kann ich durch die Montage nah am Plot bleiben? Was ist der Konflikt in der Geschichte, aus dem die Spannung rührt? Und wie kann ich durch die Montage den Konflikt aufbauen und die Spannung steigern? Wie mit dem vorhandenen Drehmaterial das erzählen, was geplant war? Oder: Inwiefern muss ich die Ursprungsidee modifizieren, um trotzdem einen guten Film herzustellen? Das Seminar gibt darüber hinaus Einblick in Arbeitsabläufe und Arbeitstechniken der Montage dokumentarischer Filme: Von der planmäßigen Aufbereitung großer Materialmengen für den Schnitt bis hin zu Hilfsmitteln dramaturgischer Strukturfindung werden Methoden aus der Praxis vorgestellt und erprobt.

 

Bild unten: Prof. Gesa Marten lehrt eine Methode, um die Dramaturgie eines dokumentarisch gedrehten Filmmaterials im Schnittraum neu zu gestalten.

DOKUMENTARISCHE MONTAGE © João Pedro Prado
DOKUMENTARISCHE MONTAGE © João Pedro Prado

Interventionen: Eingreifen, Arrangieren und Inszenieren im dokumentarischen Film (DOK)

Studiengänge: Regie, Cinematography

Betreuer*innen:  Prof. David Bernet (Regie), Prof. Susanne Schüle (Cinematography)

Es gibt unter Dokumentarfilm-Schaffenden kontroverse Debatten, die nie aufhören, weil sie sich um die inneren Widersprüche dessen drehen, was Dokumentarfilm im Kern ist: Eine Kunstform, die ihre Relevanz zu einem großen Teil aus ihrem Bezug zur Wirklichkeit bezieht. 

Eine dieser Kontroversen dreht sich um die Legitimität von Interventionen: Wie und in welchem Umfang dürfen Dokfilmer*innen in ein Geschehen eingreifen? Was bedeutet es, ganze Filme interventionistisch zu konzipieren? Was ist der Unterschied zwischen erdachten Bildern und den Bildern der vorgefundenen Welt? Was ist der Wert des unumgänglichen Authentizitätsversprechens, das im Gegensatz zur künstlerischen Freiheit zu stehen scheint?  Je genauer man sich auf diese Fragen einlässt, desto vielfältiger sind die Antworten. Und nahezu jeder Film scheint eine individuelle Lösung dafür zu haben – als Ergebnis intensiver Auseinandersetzungen von Dokumentarfilm-Teams mit ihrem Sujet.

Masterwerkstatt / fiktional (SPIELFILM)

Interdisziplinäre praktische Werkstatt mit den Studiengängen: Szenografie, Cinematography, Drehbuch, Montage, Produktion, Schauspiel, Regie

Im Zentrum dieser praktischen interdisziplinären Übung steht die Darstellung von Figuren sowohl auf erzählerischer und inszenatorischer als auch auf visueller Ebene. Was macht eine authentische und wahrhaftige Figurenzeichnung aus? Wie entstehen Glaubhaftigkeit und Einzigartigkeit, wie lassen sich psychologische Entwicklungslinien in ihrer Differenziertheit auf den verschiedenen künstlerischen Ebenen abbilden? 

Es werden innerhalb der Masterwerkstatt/fiktional vier verschiedene Stoffe entwickelt und realisiert, die sich mit dem Verhältnis zweier oder dreier Figuren und den damit verbundenen psychologischen Entwicklungen in ihrem Umfeld beschäftigen. Die Übung wird von thematisch entsprechenden Vorlesungen und Seminaren theoretisch flankiert, es werden außerdem Einzeltermine mit den Lehrenden aller Gewerke für die Teams angeboten.

Die Dreharbeiten finden an zwei Originalmotiven statt.

Odra unplugged: interdisziplinäre experimentelle Filmwerkstatt (DOK)

Betreuer*innen: Prof. Susanne Schüle und Gäste

Im Studien- und Berufsalltag investieren wir viel Zeit für die Konzeption von Filmen. Die Kontrolle des gesamten filmischen Prozess ist für uns selbstverständlich geworden, auch im Dokumentarischen. Unser Sicherheitsdenken führt zu Wiederholungen und Angst behindert Experimente und ins Risiko hineinzuarbeiten. Diese Werkstatt verweigert sich dieser Haltung und erinnert an die Kraft des Experiments, des Zufalls, an das uncontrolled Cinema. Die Werkstatt bietet ein analoges physisches sinnliches Erlebnis mit Filmmaterial. Es entstehen verrückte, einzigartige Bildexperimente, die durch unkontrollierbare Zufälligkeiten, Störungen und haptische Spuren einen poetischen emotionalen Zugang zum dokumentarischen Material entstehen lassen. Weniger wird hier von der äußeren Realität erzählt als dass die Bilder ,die entstehen, traumhaft und poetisch sind.

Theaterinszenierung (SPIELFILM)

Studiengänge: Regie, Schauspiel

Betreuer*innen: Prof. Andreas Kleinert (Regie), Prof. Florian Hertweck (Schauspiel)

Nach einer Einführung durch die Schauspiel- und Regiedozent*innen proben die Regiestudierenden über einen Monat regelmäßig mit den Schauspielstudierenden Szenen aus einem Theaterstück des 20. oder 21. Jahrhunderts, das sie sich selber ausgesucht haben. Möglichkeiten mit Kostüm- und Bühnenbild, Licht und Musik auf der Bühne zu arbeiten, werden angeregt und gelehrt. Am Ende gibt es eine öffentliche Theaterpremiere auf der großen Bühne und die Auswertungen mit den Dozierenden.

 

Bild unten: In Zusammenarbeit mit dem Regisseur João Pedro Prado inszenieren die Schauspieler*innen Emilie Neumeister, Henning Hermia Gerdes und Lennart Thomas das Theaterstück Was geschah, nach dem Nora ihren Mann verlassen hatte aus 1977 von der österreichischen Dramatikerin Elfriede Jelinek. Premiere am 10. Dezember 2021.

THEATERINSZENIERUNG © Carolin Hauke
THEATERINSZENIERUNG © Carolin Hauke